Der Realitätensezierer

Dies hier ist ein noch recht junger Text von mir. Er entstand im Mai und wie so oft, hat er in mehreren Überarbeitungsphasen seine jetzige, (vielleicht endgültige) Form gefunden.

Wie im Grunde in all meinen schriftlichen Arbeiten, spiegeln sich in ihm innerste  Vorstellungen, Überzeugungen und Überlegungen wieder. Natürlich hoffe ich darauf, dass ihr zumindest ein wenig mit dem Inhalt in Resonanz gehen könnt, euch meine Worte inspirieren und eure eigene derzeitige Reise bereichern. 

Euer Code Kosmo
P.S.: Ich freue ich mich natürlich über jedwedes Feedback. Scheut also nicht euch, über die unter Kontakt angegebenen Kanäle, mitzuteilen. Nicht nur beim ersten Kind, welches man ganz allein auf die Straße zum Spielen entlässt, ist man darüber als Künstler sehr dankbar. 😉


Der Realitätensezierer

Er seziert das Leben, sieht genügend Menschen, recht blind,
nicht weil sie grundsätzlich nichts sehen könnten,
sondern die Bequemlichkeit ihre Konsequenz oft bestimmt.
Er kann nicht glauben, sie hätten keine Wahlmöglichkeit.
Er hört immer wieder so Aussagen wie:
„Ich bin halt noch nicht so weit.“
Dann fragt er sich selbst und nicht sie:
„Ja, warum eigentlich nicht?
Wozu brauchst du denn die verrinnende Zeit?“
Später fragt er sich noch, ob es an ihrem Gespür wohl liegt
und ob sie berechtigt ist, seine pauschale Kritik.

Sei’s drum, er seziert jedenfalls das Leben und weißt du wieso?
Irgendwann ist es vorbei mit dem Fragen und dem Erdenzeitflow.
Also schaut er jetzt gleich, schaute gestern schon,
schaut morgen wieder und nicht nur dann und wann,
ob man nicht noch mehr Grundsätzliches begreifen kann.

Der Doktor Faust, den kennt man, der war am Ende.
Er dagegen sprüht vor Elan.
und so langsam enthüllt sich ein kosmischer Plan.
Er schmeckt es und fühlt es, sein Schicksalslos.
Früchte des Denkens fallen ihm in den Schoß.
Mehr und mehr versteht er ihn, seinen neuen kosmischen Freund,
Dieser kommt mittlerweile sogar mit Problemen zu ihm.
Letztens, da stand er wieder vor seiner Tür.
Er war allerdings traurig, brachte all seinen Kummer mit.
Sprach: „Ich werd‘ so oft unterlaufen von Einfalt und Gier,
viele denken sie seien zum Spaß an der Freude,
aus reinem Zufall hier.
Sie tanzen noch immer singend
zuuu Uuuhuuu Girls, just wanne have fun.
Das hört sich meiner Nase nach ziemlich planlos an.“

Da tröstete der Realitätensezierer den Plan und sprach:
„Immerhin hast du schon mich.“
Was soll man sagen, er kennt wirklich seine Wege ins Licht.
Er will eben Weisheit, dass wahrhaftigste Bett
und will er Spaß, dann vom 3-Meter-Brett.
Dann nimmt er Anlauf, springt ab,
weiß wie man stilvoll ins Wasser sinkt,
kann schwimmen und tauchen, weiß, wie, was, warum gelingt.
So checkt er auch die Ökonomie,
den unbändigen Kapitalismus der Firmen und Staaten,
er kennt das System
und weiß gerade deshalb auch,
dass der nächste große Bankrott schon bald droht,
denn zuletzt gab’s nur ein paar Pflaster aus Zahlen,
getarnt als sicheres Rettungsboot.

Die Pflaster sind nun bald vollgesogen, platzen einfach wieder ab.
Unverheilte, noch immer klaffende Wunden werden sichtbar werden.
Es wird Geschrei und Gezanke geben und all das
und natürlich auch Gejammer über ein wenig schwindendes Wohlstandsniveau.
Dieses Gejammer hält er allerdings jetzt schon für einen Griff mitten ins Klo,
denn ihm ist bewusst,
dass hierzulande mit weniger, noch immer genügend
für ein reichhaltiges Leben bleibt
und das Wachstumsstillstand und Hochs und Tiefs
etwas Normaleres sind, als Dauerwachstum bis in alle Ewigkeit.

Hingegen ewig wachsen darf der eigene Geist
und wie jeder, der wirklich gern die Gedanken bereist,
geht er auch immer mal die ganz großen Fragen an.
So fragt er sich just in diesem Moment,
was unsere Existenz als Mensch bedeuten kann. 
„Also, warum sind wird hier?“
Lauschen wir doch mit ihm an seinem Gedankenklavier.
Schließlich denkt er darüber schon ein wenig länger nach. 
Ob denn eine seiner Eingebungen schon ins Schwarze traf? 
Los, her mit seinen theoretischen Fragen.
Ein paar Theorien werden wir schon ertragen.

Also …

Ist unsere Existenz auf Erden vielleicht die Seelenfalle eine Dämons,
wir Gefangene der Zeit?

Oder ist sie eine Art Sicherheitsschleuse der Matrix,
wir alle nur nicht für das nächste Level bereit?

Ist sie etwa die Hölle des Profanen, mit der man Intellektuelle quält?
Oder eine Hölle voller Qualen, in der die kosmische Sicherheit fehlt?

Er ist sich sicher,
da kann man noch nicht wirklich sicher sein.
Also wird er einfach weiter beflissentlich prüfen,
all die Ecken und Kanten
und all die Mythen, die sich in den Medientheken ranken.
Denn dort zeigen unzählige Geschichten, wie sich die Dinge dreh’n.
Allgemein wollen die Menschen die Dinge halt seh’n.
Ein Seelenstriptease dort, eine Milieustudie da,
selbst zur bloßen Unterhaltung ist so etwas wunderbar.

Er versucht allerdings stets hinter die Dinge zu schauen,
Blickt dort in das Grauen,
kann den Einfluss der Blinden erkennen.
Er studiert die Männer, studiert – Klar! – auch die Frauen,
hat für wirklich vieles Antennen
und ist ganz selten von der Frage nach dem „Warum?“ zu trennen.
Dieses „Warum?“ brachte irgendwann zu ihm ein Urvertrauen,
es kam auf einer Wissenswolke angereist
Dieses Wissen, wisst ihr, dass ist „Ultra Nice!“
hat jedoch die Verantwortung stets mit im Gepäck.
Und die ist das, glaubt er, wovor sich die Blindheit versteckt.
Ein Versteck so feige, dass es Herzen zerreißt. 
Herzen von denen die Blindheit bisher noch nicht einmal weiß.

                                                                                                                               

Code Kosmo  (Mai/Juni/Oktober 2018)

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